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aus der Zahnpraxis

10.08.2022

Mit uns entspannt durch die Behandlung schweben - Alles über die Lachgassedierung


Lachgas oder kurz N2O ist ein erstmals 1844 in der Zahnmedizin eingesetztes, schmerzstillendes und schwach narkotisch wirkendes Gas, welches sich wegen seiner schnell einsetzenden Wirkung und kurzen Abklingzeit großer Beliebtheit bei kurzen Eingriffen erfreut. Auch heute setzen wir Lachgas als Gasgemisch erfolgreich zur Schmerzreduzierung bei Zahnbehandlungen bei uns in der Praxis ein. Wie die Geschichte dieser Sedationsmethode ist, was es genau bewirkt und was die Risiken einer Lachgasnarkose sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie bereits in unserem allgemeinen Artikel zur Zahnbehandlungsangst angekündigt, wollen wir einzelne Aspekte des Umgangs mit Ihrer Angst und der Schmerzreduzierung während Ihrer Behandlung noch genauer betrachten. In diesem Artikel soll es um die Möglichkeiten der Schmerzreduzierung mit dem sogenannten Lachgas gehen. Lachgas ist ein Analgetikum, welches eine lange Geschichte und damit einhergehende ausgiebige Erforschung vorweisen kann. Wir werden nun erstmal kurz auf die Entwicklungsgeschichte eingehen, anschließend anhand der analgetischen, also schmerzstillenden, Effekte auf die Wirkungsweise eingehen, um dann die Vor- und Nachteile zu beleuchten und schließlich zu klären für wen sich die Lachgassedierung eignet.


Was genau versteht man unter Lachgas und wie wurde es entwickelt?


Lachgas ist der umgangssprachliche Name des Distickstoffmonoxid (N2O) und wurde erstmals 1771 dargestellt und beschrieben. Die eigentliche Forschung und damit einhergehend die Entdeckung der schmerzstillenden Wirkung des Lachgases fand jedoch erst rund 30 Jahre später durch den englischen Apotheker und Chemiker Humphry Davy statt. Dieser Begann kurz vor Ende des 18. Jahrhunderts damit das Lachgas in verschiedenen Selbstversuchen zu erforschen und stellte dabei eine euphorisierende sowie schmerzstillende Wirkung fest. Unter anderem verwendete er es erfolgreich um Zahnschmerzen zu behandeln und kam, darauf aufbauend, in seiner Publikation zur Lachgaswirkung zu dem Schluss, dass er es für die Anwendung bei chirurgischen Eingriffen empfehlen könne.

Bis es jedoch zur ersten Anwendung in dem Kontext eines chirurgischen Eingriffs durch einen Zahnarzt kam, sollte es noch weitere 40 Jahre dauern, in denen Lachgas vor allem zur Vergnügung eingesetzt wurde. Vermutlich wurde in diesem Kontext auch der umgangssprachliche Name des Lachgases geprägt, da es durch die beim Konsum verspürte Euphorie dazu kommen konnte, dass der Konsument zu lachen beginnt. Dazu muss man wissen, dass Lachgas in dieser Zeit noch in reiner Form verabreicht wurde und die daraus resultierende Wirkung deshalb sehr viel stärker ausfiel, vor allem wenn das Gas bei einer Vergnügungsanwendung auch noch überdosiert wurde. Bei der richtigen Dosierung im Kontext eines Eingriffs wird zwar auch eine Euphorie verspürt, unkontrolliertes Lachen wird dadurch in der Regel jedoch nicht provoziert.

Die richtige Dosierung ist aber generell ein wichtiges Thema in Bezug auf die Anwendung von Lachgas als schmerzstiller und Narkotikum. Die Anwendung von Lachgas in seiner reinen Form stellte sich nämlich nur für kurze Eingriffe als geeignet heraus, weil sich bei längerer Dauer der Anwendung die Gefahr für eine Atemdepression erhöhte und es in der Folge zum Sauerstoffmangel bis hin zum Atemstillstand kommen konnte. Um das zu verhindern, hat man in der Praxis von der Verwendung reinem Lachgases abgesehen und begann ab 1868 damit ein Gasgemisch aus Lachgas und Sauerstoff zu verwenden, womit sehr gute Ergebnisse erzielt wurden, die die Verwendung von Lachgas bis heute gefahrlos ermöglichen. Gerade statistische Untersuchungen zur Sicherheit im Vergleich zur bis dato verwendeten Äther- und Chloroformnarkose sprechen sich eindeutig für die das Lachgas aus.

Wie genau bewirkt das Lachgas die erwünschte Schmerzreduzierung?


Das Gasgemisch wird über die Lunge aufgenommen und gelangt schließlich über das Blut ins zentrale Nervensystem, wo es eine Unterbrechung der Schmerzweiterleitung an das Gehirn bewirkt und dadurch seine schmerzstillende Wirkung entfaltet. Um zu verstehen, wie das genau von statten geht muss man grob verstehen, wie die Datenübermittlung der Nervenbahn und des Gehirns erfolgen. Diese funktioniert stark vereinfacht über verschiedene Transmitterstoffe, die je nach Signal eine erregende oder eine hemmende Wirkung auf die für ein Signal zuständigen Rezeptoren haben. Für die Schmerzwahrnehmung sind erregende Transmitterstoffe zuständig, die bei starken Schmerzen in hoher Dosis ausgeschüttet werden und eine "Überregung" der Rezeptoren auslösen. Damit wird das Signal des Schmerzes an das Gehirn weitergeben, so dass dieses reagieren kann.

Bei der Verwendung von Lachgas wird genau an diesem Punkt angesetzt. Es blockiert je nach Dosis eine große Anzahl der für die Schmerzwahrnehmung zuständigen Rezeptoren, so dass die erregenden Transmitterstoffe nicht mehr an den zuständigen Rezeptoren andocken können. In der Folge kommt es nicht mehr zu einer "Überregung" der Rezeptoren und dadurch zu einer reduzierten oder gänzlich blockierten Weitergabe des Schmerzsignals an die entsprechenden Areale im Gehirn. Man verspürt also nur noch wenig bis gar keinen Schmerz mehr.

Die Blockierung der Rezeptoren ist jedoch im Falle des Lachgases nicht von langer Dauer, dass heißt, dass das Gas schnell wieder abgebaut wird und die Rezeptoren damit wieder für die reguläre Signalübermittlung freigegeben sind. Aus diesem Grund hält die Wirkung des Lachgases auch nicht solange an.

Andere Effekte des Lachgases werden auf ähnliche Weise erzeugt, wobei analog dazu dann Rezeptoren blockiert werden, die für die entsprechenden Signale zuständig sind.

Was sind die Vor- und Nachteile von Lachgas als Analgetikum?


Durch die lange Erforschung und weitere Optimierung von Lachgas bis hin zum heute verwendeten Lachgasgemisch und den entsprechend genauen Verabreichungsmethoden handelt es sich bei der Sedierung durch Lachgas um eine schonende und individuell einstellbare Beruhigung, die Sie aber gleichzeitig bei vollem Bewusstsein und ansprechbar belässt. Sprich Lachgas weist ähnliche Potenzen wie Morphin auf, ohne, dass es zu einer Trübung des Bewusstseins kommt. Ähnlich wie die Schmerzreduzierung hat das Lachgas zusätzlich eine angsthemmende Wirkung, die sich gerade im Umgang mit Spritzen und Bohrern deutlich bemerkbar macht. Unterstützt werden sowohl die schmerzstillende als auch die angsthemmende Wirkung durch das mit dem Lachgas einhergehende dezente Glücksgefühl.

Weitere Vorteile gerade im Bereich der Zahnmedizin sind die starke Reduzierung des Würgereizes und des Schluckreflexes, wobei generelle Schutzreflexe komplett erhalten bleiben. Eine Lachgassedierung klingt ansonsten innerhalb von einer Viertelstunde wieder ab, so dass keine Begleitpersonen für eine Behandlung benötigt werden. Im Vergleich zur Vollnarkose ist die Lachgassedierung also eine preisgünstige und sichere Beruhigungsmethode, die gleichzeitig die Kommunikation mit Ihnen ermöglicht und nicht einmal einen nüchternen Magen im Vorfeld der Behandlung erfordert.

Die Nachteile einer Sedierung mit Lachgas sind sehr überschaubar und reduzieren sich mit heutigen Methoden der Verabreichung bei einem gesunden Menschen auf nahezu null. Falls es doch zu einer Überdosierung kommt, geht diese in der Regel nur mit einer Übelkeit einher und kann durch die Gabe von reinem Sauerstoff behandelt werden, der für die Mischung des Lachgases sowieso zur Verfügung steht.

Für wen eignet sich die Sedierung mit Lachgas?


Eine Lachgassedierung ist im allgemeinen bei gesunden Menschen jeden Alters problemlos möglich, sofern die aktive Nasenatmung funktioniert. Dennoch sollten die kognitiven Fähigkeiten der betreffenden Personen soweit ausgeprägt sein, dass ein grundlegendes Verständnis für das Verfahren vorhanden ist und eine aktive Mitarbeit gewährleistet werden kann. Tatsächlich wird die Lachgassedierung im Vergleich zur Vollnarkose sogar von der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) empfohlen, da sie als sehr viel ungefährlicher eingestuft wird.

Ansonsten gibt es ein paar Kontraindikationen, die eine Anwendung der Lachgassedierung verbieten. Zu diesen zählen zum Beispiel die ersten beiden Drittel einer Schwangerschaft, ein Darmverschluss, Entzündungen im Mittelohr- oder Kieferhöhlenbereich, eine COPD und nach einer Augenoperation mit Glasplombe (Vitrektomie). Auch bei Drogenabhängigen oder Menschen mit schwerer psychischer Erkrankung sollte man von einer Sedierung mit Lachgas absehen. Bei Patienten mit Multipler-Sklerose können Kontraindikationen bestehen, diese können jedoch in Rücksprache mit dem behandelnden Facharzt ausgeräumt werden.

Wir beraten Sie gerne!


In unserer Praxis haben wir schon seit einiger Zeit die technischen Möglichkeiten eine Sedierung mit Lachgas vorzunehmen und verfügen dementsprechend auch über genügend Erfahrungen um Ihnen bei weiteren Fragen beratend zur Seite zu stehen. Sollten Sie also eine Zahnbehandlungsangst verspüren oder einfach nur die Schmerzen der Behandlung vermeiden wollen, dann sprechen Sie uns an! Wir können Sie ergänzend zu den hier verfügbaren Informationen auch ausgiebig über den Ablauf und die Kosten informieren.